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20 Aug. 2001, SCHWEIZ
 
Aus historischer und praktischer Sicht falsch.
Antwort von Bettoni
 
20Aug2001 SCHWEIZ: Aus historischer und praktischer Sicht falsch.
Der BaZ-Gast: Prof. Fredmund Malik: "Wie Kopf-Arbeiter gemanagt werden", BaZ Nr. 163
So wie Wissen im Knowledge Engineering Gegenstand praktisch orientierter Ingenieurtätigkeiten ist, so kann es auch im Knowledge Management Gegenstand praktisch orientierter Manager-Tätigkeiten sein. Prof. Maliks Behauptung, es gäbe keinerlei Möglichkeit "in irgendeinem vernünftigen Wortsinn Wissen als solches zu managen", erachte ich deshalb aus historischer und praktischer Sicht als falsch.
Seine Metapher über die Aussagekraft des Begriffs "Wissensmanagement" (Vergleich mit Soundmanagement bei Beethoven und Pinselmanagement bei Monet) finde ich irreführend und absurd. Wo Wissen für praktische Ziele angewendet wird, ist es sehr wohl aussagekräftig, von Wissensmanagement zu reden, genau so wie dort, wo Pinsel, Farben oder Töne für praktische (statt ästhetische) Zwecke eingesetzt werden, es Sinn machen könnte, gewisse Tätigkeiten als Pinsel-, Sound-oder Farbmanagement zu bezeichnen. Es gibt sogar Berufsbezeichnungen wie z. B. "Sound-Engineer", die in dieselbe Richtung weisen.
Für etwas Einfaches wie einen Pinsel wird es sich kaum lohnen, eine begriffliche Verbindung mit Management oder Engineering einzuführen. Wissen ist aber (und da wird vermutlich auch Prof. Malik zustimmen) etwas komplexer als Pinsel oder Bleistifte und sogar als Töne und Farben. Das hat in der Praxis dazu geführt, dass mehr und mehr Möglichkeiten gesucht und gefunden wurden, in einem praktisch brauchbaren (also auch vernünftigen) Wortsinn nicht nur von Knowledge Engineering (seit den 80er Jahren etabliert und unumstritten), sondern auch von Knowledge Management, also "Wissensmanagement" (seit Anfang der 90er Jahre), zu reden.
Prof. Maliks Frage, "wie soll man sich das Management von Wissen É in einem einigermassen vernünftigen und auch praktisch brauchbaren Wortsinn vorstellen", wurde und wird ständig sowohl durch unzählige Wissensmanagement-Projekte in weltweit führenden Unternehmen als auch durch Forschungen an zahlreichen Universitäten vielseitig und umfassend beantwortet.
Ein Pionier und führender Denker von Weltruf auf diesem Gebiet, Prof. Gilbert Probst von der Universität Genf, wird nächstens am vierten Management-Symposium Basel (30./31. Oktober 2001) zusammen mit Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Forschung und Politik Trends und Visionen im Bereich Wissensmanagement erörtern.
Was das Wissen betrifft, ist im Wissensmanagement nicht jede beliebige Art von Wissen wichtig, sondern vor allem jenes Wissen, das mit geschäftsrelevanten Arbeitstätigkeiten, mit dem Tun also, verbunden ist: das Know-how. Deshalb halte ich es für falsch, zwischen Kopf-und Handarbeiter zu unterscheiden, wie dies Prof. Malik tut: Im Wissensmanagement macht diese Unterscheidung keinen Sinn. Denn auch das Tun von "Handarbeiten" kann geschäftsrelevantes Know-how erfordern und generieren: Das zeigen z. B. die Fälle, in denen wichtige Maschinen in Produktionsbetrieben plötzlich tagelang viel mehr Abfall produzieren oder stillstehen müssen, weil der Bediener pensioniert wurde und sein Nachfolger die Tücken und Tricks der Handhabung noch nicht kennt.
Ein "vernünftiger und praktisch brauchbarer Wortsinn" von "Wissensmanagement" kann im Duden-Wörterbuch der New Economy (Trendbüro [Hrsg.], Dudenverlag, 2001) gefunden werden. In Kürze würde ich Wissensmanagement wie folgt umschreiben: Die Gesamtheit der Massnahmen, in denen es darum geht, das Know-how des einzelnen Mitarbeiters für andere Mitarbeiter verfügbar und zugänglich zu machen und dafür zu sorgen, dass es für den Unternehmenserfolg genutzt wird.
Marco C. Bettoni, Professor für Künstliche Intelligenz und
Wissensmanagement, Fachhochschule beider Basel (FHBB), CIM-Zentrum, Muttenz.
(c) 2001 Basler Zeitung
Homepage Address: http://www.baz.ch.

Source: BASLER ZEITUNG 20/08/2001



 
Quelle: Basler Zeitung


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Copyright: Bettoni; Publiziert von: Lotte Krisper (lotte)
factID: 109494.3 (...Archiv); Publiziert am 19 Apr. 2002 20:33